Diplom- und Masterarbeiten LAUFEND

Univ.-Prof. DDr. Kurt Appel


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BONDI Nils Sayran


Die Politologie: Foucault und die Politisierung des Subjekts





BREITENBERGER Philipp


Das Versprechen der Sprache


»Die Sprache verspricht (sich).« – Zu dieser mehrdeutigen correctio des berühmt-berüchtigten Diktums Heideggers kommt Paul de Man am Ende einer seiner Rousseau-Lektüren. Jacques Derrida greift diese Auseinandersetzung in seinen Vorlesungen über den verstorbenen Freund auf und entwickelt die These, »dass das Wesen des Sprechens das Versprechen ist«. Als Sprechhandlung steht das Versprechen an der Kreuzung der Problembereiche Sprachphilosophie, Handlungstheorie, Sozialphilosophie und Ethik. In der »spekulativen« Doppeldeutigkeit des Wortes ist das Versprechen – als Zusage und Lapsus – auch Thema meiner Masterarbeit, der die Forschungsfrage zugrunde gelegt ist: Inwiefern lässt sich das Versprechen im Ausgang von Derrida als Grundstruktur der Sprache denken?

Die zentralen Quellen für meine Arbeit sind die entsprechenden und in der Bibliographie angeführten Texte von Heidegger, de Man und Derrida; darüber hinaus Grundlagentexte der Sprechakttheorie (Austin), Psychoanalyse (Freud) und des französischen Phänomenologen Jean-Louis Chrétien, der dem Versprechen ein ganzes, bisher unübersetztes und im deutschsprachigen Raum kaum rezipiertes Buch gewidmet hat. Sichtet man den aktuellen Stand der Forschung, fällt auf, dass philosophische Auseinandersetzungen mit dem Versprechen, insbesondere die Rezeption Derridas und der Dekonstruktion, vor allem im Kontext der Sozial- und politischen Philosophie stehen. Der Analysegesichtspunkt der Quellen wird daher in meiner Arbeit vor allem ein sprachphilosophischer sein, der danach fragt, was das Versprechen über die Struktur von Sprechen und Sprache zu erkennen gibt. Die theoretischen Positionen, die in der Arbeit behandelt werden und die sich durch den Problembereich und die Quellenlage ergeben, sind Dekonstruktion (v.a. Derrida, de Man, Butler), Phänomenologie (v.a. Chrétien) und (linguistische) Pragmatik (v.a. Austin).

Das methodische Vorgehen besteht – neben einer kritischen Auseinandersetzung mit den Quellen und deren teils konträren Positionen – darin, vom angedeuteten Problemkontext ausgehend, zunächst das Versprechen als Sprechakt hinsichtlich seiner Struktur, aber auch seiner ethischen und politischen Implikationen zu untersuchen. Danach soll mit Rekurs auf die Psychoanalyse sowie die zeichentheoretischen Überlegungen der Dekonstruktion das Versprechen als lapsus linguae behandelt werden. Neben den konkreten Vorarbeiten der Auswahl und intensiven Lektüre der grundlegenden Quellen sowie einer ersten Literaturrecherche und Einarbeitung in den Forschungsstand, ist die Auseinandersetzung mit Dekonstruktion und Sprachphilosophie seit Beginn meines Studiums zu nennen. Mein Erkenntnis- und Forschungsinteresse besteht vor allem in der Frage nach dem Verhältnis von Denken und Sprache bzw. genauer: in einem pragmatischen Sprachdenken, das Zeichensystem und Handlung zusammendenkt. Das Ziel der Arbeit ist es, das Verhältnis von Versprechen und Sprache strukturell zu klären bzw. zu präzisieren. Zudem soll die Arbeit auch eine Rezeption des Denkens von Chrétiens leisten. 



CHIAROLLA Stefano


Theologie der Affekte und Morphologie des Heiligen. Forschungen zur theologischen Ästhetik bei P. Sequeri und L. Pareyson






COSER Mattia




FELLNER Laurenz


Genese der Unmittelbarkeit. Zum Begriff des Vergessens in Hegels Phänomenologie des Geistes


In der Masterarbeit soll der Begriff des Vergessens innerhalb von Hegels Phänomenologie des Geistes systematisch erarbeitet werden und davon ausgehend ins Verhältnis zu anderen philosophischen Diskursen um das Vergessen gesetzt werden. Das Vergessen scheint vielleicht auf den ersten Blick einen nur akzidentiellen und zu vernachlässigenden Aspekt des hegelschen Denkens zu berühren. Ein solcher Blick könnte sich auch erhärten angesichts der fehlenden Literatur zur besagten Problematik. Hegel gilt gemeinhin nicht als Theoretiker des Vergessens. Philosophische Literatur, die sich dem Vergessen annimmt, stützt sich dabei eher auf die Tradition der Psychoanalyse oder auf die Theorie Nietzsches. Zu Hegel finden sich aber durchaus Publikationen, die sich mit der Erinnerung auseinandersetzen, jenem prominenten Thema im Abschnitt zum absoluten Wissen. Davon ausgehend lässt sich natürlich fragen, warum dem Vergessen, dem anscheinend weniger glanzvollen Vorgänger der Erinnerung, so wenig Beachtung geschenkt wird. Es ist dem hegelschen Denken schließlich keineswegs fremd. An mehreren Stellen thematisiert Hegel das Vergessen ganz explizit in der Phänomenologie des Geistes. Über die besagten Stellen hinaus kann dem Vergessen auch eine systematische Relevanz eingeräumt werden, die sich durch das gesamte Buch hindurchzieht.



FLEISCH Adrian


Deleuzes Exzess

Rekonstruktion einer kritischen Ontologie des Transzendentalen


Der Begriff „Exzess“ taucht nur sporadisch im Werk von Gilles Deleuze auf, dann jedoch an Kulminationspunkten seiner spekulativen Ontologie, wie etwa die oben angeführten letzten Sätze aus Differenz und Wiederholung (1992). Die hier vorgeschlagene Arbeit soll den Versuch unternehmen, diesen Begriff systematisch in sein Frühwerk einzuordnen. Es soll herausgearbeitet werden, inwiefern über diesen Begriff sich im System von Deleuze Transzendenz als abgeleiteter ontologischer Modus herausstellen lässt. Ausgehend von Heideggers Neulektüre der Kritik der reinen Vernunft unter fundamentalontologischem Gesichtspunkt soll Deleuzes Radikalisierung Heideggers durch die Idee der Univozität nachgezeichnet werden. In Bezug auf die Kritik durch Alain Badiou (2003) soll die Univozität des Seins als Idee im Sinn von Deleuzes Ideenbegriff ausgelegt werden.

In einer genaueren Verhältnisbestimmung von Univozität und dem Begriff der Mannigfaltigkeit soll die Deleuzeinterpretation von Badiou problematisiert und gezeigt werden, dass der Vorwurf, im Denken der Univozität den Anspruch kritischer Philosophie aufzugeben, nicht haltbar ist. Der bei Deleuze eingeführten Dichotomie von Implikation und Explikation soll die Alternative von Exzess und Entzug entgegengestellt werden. Entzug entnehmen wir Heidegger, der damit die Verstellung von Möglichkeit durch eine je situative Aktualisierung beschreibt. Der Begriff soll als affirmatives Substrat von Phänomenen fungieren, die traditionell (in gewisser Weise auch bei Heidegger) negativ beschrieben werden (vgl. GΑ 9, 167 ff.).  Auf Grundlage dieser neuen begrifflichen Kartieung soll versucht werden das Konzept des „transzendentalen Empirismus“ (TE) (z.B. Deleuze, 1992, 84) zu fassen.

Hierfür soll die Zweideutigkeit in dieser Begriffsschöpfung herausgestellt werden. Erfahrung exzessiver Phänomene etwa aus psychodelischem, hedonistischem oder musischem Experimentalismus ist TE erst in Sekundärem, abgeleiteten Sinn. Hier könnte das Werk von Georges Bataille beispielhaft veranschaulichen, was gemeint ist (dafür müsste ich mich jedoch noch einarbeiten. In weiterem Sinn wäre hier auch eine größere Kritik der phänomenologischen Tradition skizzenhaft umreißbar). Ursprünglich-ontologisch bedeutet TE: Empirismus als Widerfahrnis einer unsinnlichen Erfahrung, „in dem Wahrnehmen und Denken durch die Empfindung dessen, was nicht empfunden werden kann, schockhaft initiiert werden.“ (Diefenbach, 552). Diese aphänomenale Form der Erfahrung soll als ursprünglicher (und apriori desexualisierter) Exzess ausgemacht werden, der die ontologische Grundlage für die Suche nach Bedingung der Möglichkeit der phänomenalen Erfahrung im Sinne Kants bildet.



HAUPTMANN Maximilian


Die Wieder-Holung der Wirklichkeit

Zum Phänomen der Wiederholung in Gilles Deleuzes "Differenz und Wiederholung" und Peter Handkes Schreiben


Die geplante Masterarbeit soll eine Verbindung aufzeigen zwischen Gilles Deleuzes Überlegungen zur Wiederholung, wie er sie vor allem in dem Werk „Differenz und Wiederholung“ formuliert, sowie Peter Handkes Werk, wobei der Fokus der Arbeit auf seinen Romanen bis „Die Wiederholung“ von 1986 liegen wird. Ausgehend von der Seminararbeit „Es wiederholt sich, also bin ich? Das Phänomen der Wiederholung in Gilles Deleuzes ,Differenz und Wiederholung‘ und Peter Handkes ,Die Wiederholung‘“, geht die geplante Arbeit davon aus, dass sowohl Deleuze als auch Handke die Wiederholung als Strategie der Wahrnehmung begreifen. Während Deleuze die Wiederholung einer philosophischen Analyse unterzieht, wird sie in Handkes Werk zu dem vorherrschenden literarischen Stilmittel. Ein Vergleich ist sinnvoll, da sich beide nachweislich auf die Schriften des Nouveau Roman stützen. Zur Idee eines „neuen Realismus“ hat die Gruppe um Alain-Robbe Grillet, Nathalie Seurrat und Michel Butor viel geschrieben. Die Merkmale des Nouveau Roman sind u.a. eine Kritik metaphysischer Konzepte, eine radikale Sprachskepsis (die Sprache kann nicht erklären, sie kann nur beschreiben) sowie eine Neudefinition des Erzählers als für die Umwelt offenes und von der Sprache beherrschtes (und nicht die Sprache beherrschendes) Subjekt.



KOHL Tobit


Erfahrung als Bewegung - Begriff und Realisierung der Erfahrung in Hegels Phänomenologie des Geistes


Hegels Phänomenologie des Geistes nimmt ihren Ausgang bei der Erfahrung. Doch geht sie nicht nur von dieser aus, sondern sie bewegt sich allein im Feld der Erfahrung – und zwar der Erfahrung des Bewusstseins. Als ob dies nicht genug der Eigenwilligkeit wäre, ‚endet‘ diese Bewegung der Erfahrung des Bewusstseins auch in der Erfahrung – doch stellt dieses Ende auch wieder den Anfang dar. Was auf den ersten Blick ein unorigineller Zirkel zu sein scheint, erweist sich jedoch als eine der prägendsten Philosophien, welche die Menschheit bisher kennenlernen durfte. Der Hegelsche Begriff der Erfahrung sticht hierbei als das entscheidende Element heraus. Denn die Erfahrung ist bei Hegel die „dialektische Bewegung“, welche zwar immer wieder versucht sich in einzelnen Momenten an eine Fixierung zu klammern, hierbei jedoch immer wieder scheitert und durch das Scheitern des einen Moments stets in ein neues Moment übergeht. So erweist sich die Erfahrung als dasjenige, in welchem sich sowohl das Wissen vom Gegenstand als auch der Gegenstand selbst sich wandelt. Es ist der Wandel, welcher sich an und in der Erfahrung vollzieht und somit den Bewegungscharakter der Erfahrung und der gesamten Phänomenologie des Geistes ausmacht. In meiner Masterarbeit möchte ich daher die ersten Kapitel der Phänomenologie des Geistes auf diesen Bewegungscharakter untersuchen und eine Interpretation desselben vornehmen. Hierbei soll zunächst sehr ausführlich der Begriff der Erfahrung untersucht werden, welcher in der Einleitung dargestellt wird. Doch möchte ich im Rahmen meiner Arbeit nicht bei dem Begriff stehenbleiben, sondern auch die konkrete Realisierung der Erfahrung in ihrer Bewegung darstellen, wie sie sich etwa in der sinnlichen Gewissheit vollzieht; und auch das Kapitel Kraft und Verstand soll eine wesentliche Rolle in der Arbeit einnehmen, da hier ausgehend von dem Begriff der Kraft ein tiefgreifendes Verständnis der Bewegung präsentiert wird, welches sodann Aufschluss über den Bewegungscharakter der Erfahrung selbst bringen kann. Abschließend soll außerdem dieses Hegelsche Denken, welches die Erfahrung in ihrem Bewegungscharakter belässt, auf die historischen Traditionen des Stoizismus und des Skeptizismus bezogen werden, welche im Selbstbewußtseins-Kapitel der Phänomenologie des Geistes behandelt werden. Dadurch soll die zentrale Rolle der Bewegung der Erfahrung für das Hegelsche Denken, aber auch für das Denken insgesamt dargelegt werden.



KRIVANEC Sebastian


Subjekt und Begehren bei Hegel und Lacan



KUNGURTSEVA Sofiia-Olga


Das Opfer des Wissens: Zur Verortung des Opferbegriffs in Hegels "Phänomenologie des Geistes" und der ausgewählten Hegel-Rezeption


Das Opfer ist in Hegels Philosophie zwar keine selbständig ausgearbeitete Kategorie, aber eine Denkfigur, die in vielerlei Hinsicht seinem philosophischen Anliegen nicht fremd ist. Möglicherweise lässt sich das Opfer sogar im Kern seiner spekulativen Denkbewegung verorten, und zwar als ein Element, von dem aus die Gesamtheit des Wissens erfasst werden kann. In diesem Sinne birgt Hegels Verständnis vom Opfer meiner These nach das Potenzial, die gesamte spekulative Denkbewegung aus einem unkonventionellen Blickwinkel zu beleuchten. Inhaltlich teilt sich die Arbeit in drei Abschnitte: Erstens gehe ich der Frage nach, was das Opfer in der Phänomenologie des Geistes zu einem für das spekulative Denken aufschlussreichen Begriff macht und welchen Sinn dieser für die Bewegung des Wissens hat. Zweitens soll das Opfer als Erscheinungsform der Negativität durch die Bezugnahme auf ausgewählte Schriften der Hegel-Rezeption, insbesondere Schriften von Giorgio Agamben und Jean-Luc Nancy, dargestellt werden. In der Auseinandersetzung mit Hegel und den genannten Rezipienten wird drittens eine Dialektisierung des Opferbegriffs angestrebt, die die üblichen Einwänden gegen Hegels Philosophie – insbesondere hinsichtlich der angeblichen Vernachlässigung der menschlichen Wirklichkeit zugunsten geistiger und historischer Vollendung – in Frage stellt. Mit meiner Arbeit möchte ich zuletzt also klären, ob das Opfer nach Hegel tatsächlich jeder Logik des Tausches, der Nützlichkeit, der Instrumentalisierung und der abschließenden Rationalisierung entgeht.


MACHA Christian


Ethik und Lebenskunst in der flüchtigen Moderne: Die Entwicklung von Zygmunt Baumans Ethik (1987-2013)


Die Masterarbeit mit dem Arbeitstitel Ethik und Lebenskunst in der flüchtigen Moderne: Die Entwicklung von Zygmunt Baumans Ethik (1987-2013) befasst sich mit zentralen Aspekten von Baumans Gesellschafts- und Moralphilosophie. Im Fokus steht die Frage, wie ethische Verantwortung in einer von Unsicherheit, Individualisierung und sozialer Fragmentierung geprägten Moderne gedacht werden kann. Auf Grundlage ausgewählter Werke Baumans wird analysiert, inwiefern seine ethischen Überlegungen eine Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwartsgesellschaft bieten. Dabei wird gezeigt, dass der anfängliche Optimismus hinsichtlich der Postmoderne gewschwunden ist.


NEUWIRTH Josef


One World - Konstruktion von Universalgeschichte bei Th. W. Adorno mit Bezug auf O. Spengler


In der aus dem US-amerikanischen Präsidentenwahlkampf 1943 stammenden Formel „One world“ wähnt Adorno am bündigsten seine universalgeschichtlichen Vorstellungen als einer Einheit, eines die bestimmenden Momente umfassenden Ganzen ausgedrückt. Dem liegt das Leitthema, das Verhältnis von Allgemeinem, dem großen Zug, zum Besonderen, Individuellen zugrunde. Adorno entwickelt seine Konstruktion von Universalgeschichte in zunehmend kritischem Bezug zur Geschichtsphilosophie Hegels, dessen Dominanz des Allgemeinen durch Identitätsfixierung unter Ausschluss des Nichtidentischen Herrschaft über das Individuum ausübt.

Wie Geschichtsphilosophie Adorno von seiner Antrittsvorlesung (1931) bis zur „Negativen Dialektik“ (1966) begleitet, so auch die vielfachen Erwähnungen der Geschichtsmorphologie Oswald Spenglers, gehäuft in seiner zweiten Vorlesung „Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit“ (1964/65), deren erster Teil den Kern dieser Ausführungen bildet. Zumeist sind es Vergleiche, wie Volksgeister – Kulturseelen (ND), seltener kritische Zurückweisungen, die allesamt wesentliche Aspekte betonen und auf eine vorausgesetzte Kenntnis hindeuten.

Es werden daher die wesentlichen Etappen seiner Geschichtsphilosophie unter Einschluss der wesentlichen Impulse von Karl Marx, Walter Benjamin und Georg Lukacs, wie auch Spenglers Schriften mit deren massiver Kritik rezipiert. Über den von Adorno stets zurückgewiesenen faktenzentrierten, positivistischen Geschichtsbegriff ergeben sich Einwände gegen Herbert Schnädelbachs Kritik, sowie die generelle Frage nach der Möglichkeit einer – ohne bereits sinnintendierten – Universalgeschichte.

Die Rezeption von Adornos Geschichtsphilosophie, mehr noch seiner Kritik an Oswald Spengler erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem von Thomas Mann erschienenen Roman „Doktor Faustus“.



SAMSON Elin


Die Dialektik des Körpers. Eine Auseinandersetzung mit der körperlichen Entwicklung des Selbstbewusstseins in Hegels Phänomenologie des Geistes


Die körperliche Entwicklung des Selbstbewusstseins nimmt in Hegels Phänomenologie des Geistes eine eher nebensächliche Rolle ein. Wenngleich der Körper an einigen prominenten Stellen explizit in Erscheinung tritt, ist er vor allem zu Beginn nur implizit vorhanden und gewinnt im Laufe der Wissensgenese an Bedeutung. Im Fokus der Mastarbeit stehen ausgewählte Kapitel, in denen untersucht wird, wann der Körper in die Bewegung Einzug hält und welche Rolle ihm zukommt. Auf der einen Seite ist der Körper an das Innere des Bewusstseins gebunden und damit eng verknüpft mit dem Geist. Auf der anderen Seite ist der Körper der Welt ausgesetzt und somit ihr Gegenstand, in der er auch auf andere Körper stößt und sich in ein Zusammenspiel mit ihnen begibt. Der Körper geht meiner These nach eine dialektische Einheit mit dem Geist ein und gelangt erst durch dieses Zusammenspiel zur offenen Freiheit des Geistes.



STADLER Maximilian


Immanenz und Hierarchie. Untersuchung zu einer Wendung Heideggers


Gegenstand meiner Masterarbeit ist ein textuelles Phänomen in den Schriften Martin Heideggers, dass an den verschiedensten Stellen seines Werks zwar leicht variiert, doch erstaunlich konstant auftritt. Ich nenne dieses Phänomen ‚Wendung‘, da es sich zum einen um eine charakteristische Verbindung handelt, die ob ihrer oftmaligen Wiederholung ins Auge fällt; zum anderen, weil Heidegger tatsächlich beabsichtigt, mit dieser Wendung die Denkrichtung zu wenden. Folgendes Beispiel soll einen Eindruck von der Wendung geben: „Das Sein ist nicht irgendwo abgesondert für sich und bleibt überdies noch aus, sondern: Das Ausbleiben des Seins als solchen ist das Sein selbst (GA 6/2: 353).“ Formalisiert ausgedrückt geht es Heideggers Wendung also darum, dass das Prädikat des Satzes nicht als eine äußerliche Eigenschaft dem Satzsubjekt bloß angeheftet wird, sondern das Wesen des Satzsubjekts selbst ist. Um den Gehalt der Wendung Heideggers zu verstehen, wird sie einer dreifachen Lektüre – rhetorischer, hermeneutischer und philosophischer Natur – unterzogen. In letzterer soll dabei besonders das Gespräch mit Hegels Spekulativen Satz gesucht werden, darin Hegel ein ähnlich gelagertes Motiv verfolgt (vgl. GW 9: 42f.).

Durch die Wahl des Gegenstands ist meine Arbeit an der Arbeitsweise Heideggers orientiert. Sie erhofft damit einen Weg zu Heideggers Denken zu öffnen – jenseits von Ehrfurcht oder Ablehnung. 



WARNECKE Irmela


Robert Brandom liest Hegels Phänomenologie des Geistes. Von der inferentiellen Semantik zur sprachlichen Normativität. Ist Brandoms Im Geiste des Vertrauens ein innovativer Interpretationsansatz mit Grenzen?


Vertreter der Analytischen Philosophie haben in den vergangenen Jahrzehnten mit Hilfe von Argumenten Hegels Diskussionen im Bereich der Ontologie, Semantik und der Epistemologie eröffnet. Robert B. Brandom baut bereits im Jahr 1994 eine eigene geschlossene systematische Theorie zu Bedeutung, Bezugnahme, Intersubjektivität, Normativität, Objektivität und Erkenntnis auf, der eine funktionalistische Neubegründung von Sprache und Begriff unter dem Etikett inferentielle Semantik enthält. Den Schlüssel zu entscheidenden Eckpunkten seiner Pragmatik (Anerkennung) sowie seiner Semantik (Interferenz) findet er nach eigenen Angaben zu einem späteren Zeitpunkt bei Hegel. Bei Brandoms philosophischen Erklärungsversuchen stehen die Sprache und die soziale Praxis, das Handeln des kompetenten Sprechers, somit Semantik und Pragmatik, im Vordergrund. Die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks ist begründet durch seine inferentielle Position in einem logischen Geflecht von Folgerungszusammenhängen innerhalb anderer sprachlicher Ausdrücke.

Die Masterarbeit wird sich schwerpunktmäßig mit den folgenden Fragen befassen. Ist es Brandom mit Im Geiste des Vertrauens (2019/2021) gelungen, eine eigenständige gleichwertige innovative Neuinterpretation der Phänomenologie des Geistes zu erstellen? Ist das Hegelsche Konzept des Begrifflichen durch die inferentielle Bedeutungstheorie, durch den semantischen Inferentialismus adäquat darstellbar?


WEINGARTSHOFER Marian


Analyse von Jean Wahls "Les philosophies pluralistes d'Angleterre et d'Amerique"


In meiner Masterarbeit beschäftige ich mich mit dem Werk von Jean Wahl (1888–1974), der mit seinem Denken die französischsprachige Philosophie des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Durch seine philosophiehistorischen Studien spielte er u. a. eine wesentliche Rolle bei der Einführung von Denkern wie Hegel, Kierkegaard und Nietzsche in den philosophischen Diskurs Frankreichs. Ebenso hat er lange als Herausgeber wichtiger philosophischer Zeitschriften gedient und durch seine Rolle als Universitätslehrer so gegensätzliche Denker wie Emanuel Levinas und Gilles Deleuze beeinflusst. Wahl ist allerdings im deutschsprachigen Raum so gut wie unbekannt und bis auf wenige Ausnahmen ist sein Werk bis heute vollständig unübersetzt geblieben. Sieht man vom engen Horizont der deutschsprachigen Welt einmal ab, so ist er allerdings keineswegs in Vergessenheit geraten, was durch in den letzten Jahrzehnten in Frankreich erschienene Neuauflagen seiner Werke und durch seit 2020 erschienene englische Übersetzungen belegt wird.

In meiner Arbeit analysiere und interpretiere ich ein frühes Werk Wahls, die philosophiehistorische Studie Les philosophies pluralistes d’Angleterre et d’Amérique, die er 1920 als Teil seiner Doktorarbeit eingereicht hat. Darin beschäftigt sich Wahl mit der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in der englischsprachigen Philosophie dies- und jenseits des Atlantiks geführten Debatte zwischen Vertretern des Monismus einerseits und des Pluralismus andererseits. Während für erstere die Welt durch ein als geistig verstandenes Einheitsprinzip konstituiert wird, versuchen letztere dem ein Denken entgegenzusetzen, das die Welt als nicht-reduzible Vielheit begreifen und dadurch Räume der Freiheit und Unbestimmtheit eröffnen möchte. Auch wenn Wahl eine Vielzahl an unterschiedlichen Philosophen aus dieser Zeit behandelt, so bildet die Debatte zwischen F. H. Bradley (1846–1924) als Vertreter des idealistischen Monismus einerseits und dem empiristisch-pluralistischen Denken von William James (1842–1910) andererseits eindeutig das Zentrum des Werks. Dabei besteht der Reiz von Wahls Vorgehen darin, dass er deren Positionen nicht bloß einander gegenüberstellt oder ausschließlich Partei für eine der beiden Seiten ergreift, sondern die dialektischen Verstrickungen zwischen den einander auf diese Weise gegenübertretenden metaphysischen Konzeptionen aufzeigt.